Montag, 26. April 2010

hockey sous-marin


Als Kontrast zum sight-seeing in Toronto gab es in letzter Zeit wieder ein wenig mehr Sport und Natur, der jeweiligen Wetterlage angepasst. Gerade jetzt im April ist wettermäßig ja so ziemlich alles möglich, das ist mir mittlerweile auch klar geworden. Am Tag der Rückreise von Toronto zum Beispiel wurden in Sherbrooke offizielle 29,6°C (ja Celsius, nicht Fahrenheit) gemessen und ich war ziemlich froh, mir gerade Badeshorts gekauft zu haben, was die lange Autofahrt doch etwas angenehmer machte. In der Woche darauf war Donnerstags die Welt noch in Ordnung, unser Schönwetter-Programm namens Frisbee in der Mittagspause genossen wir im T-Shirt bei Sonnenschein. Tags darauf beim ersten Blick aus dem Fenster die Ernüchterung:

Schnee!!

So ging's dann leider das ganze Wochenende, morgens Schneefall, untertags dann eher Regen - dementsprechend waren Indoor-Aktivitäten angesagt, denn die Zeiten von Freilufttraining um jeden Preis (weil's immer noch lustiger ist als Ergometer fahren) sind bei mir vorbei. Wozu hat man denn eine Dauerkarte in der Kletterhalle?

Morgen könnte mich eventuell ein Déjà-Vu ereilen. Denn heute wurde wieder bei Sonnenschein Frisbee gespielt und mittlerweile werte ich es nicht mehr als Tippfehler, wenn der Wetterbericht für den nächsten Morgen Schneeregen am Menüplan hat...

Eigentlich müsste ich an dieser Stelle jetzt mal wieder vom Klettern berichten. Vor gut 2 Wochen waren wir eher spontan für einen Tag in Rumney (New Hampshire). 3 Stunden hin, 3 Stunden zurück, klingt jetzt vielleicht ein bisschen verrückt, da könnte man ja auch für einen Nachmittag nach Tirol fahren. Rumney ist allerdings ein echtes Mekka für Kletterer und nachdem das Wetter in Sherbrooke sehr bescheiden war, haben wir unseren Sonntag dort in vollen Zügen genossen.




Noch besser war allerdings das gerade vergangene Wochenende in Kamouraska nord-östlich von Québec City, diesmal 4 Stunden Fahrt in eine Richtung, dafür aber für 2 Tage mit Übernachtung im Zelt. Die Wand ist sehr schön gelegen, weiße Kalkklippen mit Blick zum St-Lorentz-Strom, am Nachmittag auch noch schön warm und sonnig... da kann man es schon eine Zeit lang aushalten!

Und schon wieder schweife ich ab und berichte nur vom Klettern, dabei ließe der Titel ja etwas ganz anderes erwarten. Davon soll jetzt aber auch die Rede sein!

Hockey sous-marin also. Man kann es wohl vom Namen her schon erahnen, es ist ganz einfach Hockey unter Wasser. Allerdings ohne großartige Ausrüstung wie Pressluftflaschen und dgl., jeder Spieler braucht nur Maske und Schnorchel, Flossen und einen Schläger. Naja, und eine Badehose wäre auch nicht schlecht. Die Grundregeln sind denen des Eishockey sehr ähnlich, 1 Spielfeld mit 2 Toren, 2 Mannschaften zu je 6 Spielern (allerdings gibt es keinen fixen Torwart) und 1 Puck. Gespielt wird jedoch am Grund eines Schwimmbeckens und die verwendeten "Schläger" sind etwa so lang wie eine Hand. Was wiederum bedeutet, wer ins Spielgeschehen eingreifen will, muss die Luft anhalten. Und genau das macht diesen Sport sehr, sehr anstrengend! Nicht sosehr muskulär, es ist einfach die permanente Atemnot, die einen Neuling wie mich schon nach kurzer Zeit fertig macht, sodass man liebend gern am Beckenrand eine Pause einlegt, wofür es zum Glück Wechselspieler gibt. Für mich fast unverstellbar zu beobachten wie lange die geübteren Spieler zum Teil unter Wasser bleiben und um den Puck kämpfen können, während mir selbst schon nach wenigen Flossenschlägen buchstäblich die Luft wegbleibt. Der Schlüssel zum Erfolg ist hier wohl Bewegungsökonomie, nur nicht sinnlos Sauerstoff verbrennen, unter Wasser gibt es eben keinen Nachschub für die Lungen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn zeitweise geht es im Becken zu wie in einer Fischzucht zur Fütterungszeit... da kann man dann schon leicht den Überblick über das Spielgeschehen verlieren.
Da ich in diesem Fall die Kamera klarerweise nicht im Einsatz hatte, ein Bild jedoch meist sehr hilfreich ist, stelle ich hier mal ein Beispielbild ein:


Irgendwie ist diese Unterwasser-Hockey natürlich schon ein schräger Sport, von dem ich vorher auch noch nie gehört habe, aber es hat echt Spaß gemacht und ich bin mir ziemlich sicher diese Woche wieder dabei zu sein.
Freitag Abend haben wir dann ein echtes Hockey-Match verfolgt, allerdings ganz gemütlich vom Wohnzimmer eines Kollegen aus, auf Flachbildschirm. Spannend wars und die Canadiens aus Montreal haben gegen die Washington Capitals mit 2-1 gewonnen und damit die Hoffnung auf einen Verbleib in den Playoffs erhalten - in der best-of-7 Serie stehts aber immer noch 3-2 für Washington.
Mit diesen Aussichten schicke ich euch einmal mehr schöne Grüße aus Sherbrooke und freue mich schon auf ein Wiedersehen im Sommer!
Salut!

Mittwoch, 7. April 2010

Toronto + Niagara Falls

Die Zeit vergeht und in den letzten 2 Wochen habe ich den Blog ein wenig vernachlässigt. Bitte dies zu entschuldigen, schließlich soll ich hier ja auch noch meiner Arbeit nachgehen und zwischen diversen Freizeitaktivitäten versuche ich möglichst regelmäßig meine Französisch-Kenntnisse zu erweitern. Oder besser gesagt erst einmal aufzubauen.

Das vergangene Wochenende war ja bekanntlich ein etwas längeres, wir hatten hier am Karfreitag und am Ostermontag frei. Dementsprechend bin ich mit Dave schon am Donnerstag mittags nach Toronto aufgebrochen um ueber einige Umwege (er wollte in den USA Autoteile abholen) gegen halb 12 abends dort anzukommen. Anfangs war ich nicht ganz sicher, ob ich diesen Ausflug wirklich machen sollte, denn Dave hatte vor das Wochenende in London (Ontario) bei Freunden zu verbringen und meine anderen Kollegen waren nicht für Toronto zu begeistern. Und es fiel auch mir nicht ganz leicht, der Verlockung von Outdoor-Klettern usw. bei angekündigtem Frühsommer-Wetter zu widerstehen. Jedoch habe ich diese Entscheidung absolut nicht bereut!

Eingecheckt im backpackers-hostel im Zentrum der Stadt und noch einen ersten Abendspaziergang um die Blocks gemacht. Erster Eindruck: schläft da keiner? Es war mittlerweile ca. 1:00h und in manchen Straßen war praktisch die Hölle los, wohlgemerkt am Donnerstag.

Vom Hostel und vor allem den "Bewohnern" war ich echt angenehm überrascht, das hatte ich mir wirklich schlimmer vorgestellt. Schließlich war ich in einem Zimmer mit 5 Stockbetten, konnte aber immer recht gut schlafen, soweit ich dazu eben Zeit hatte. Natürlich ist so ein Hostel kein Hotel, dafür kostet es in vergleichbarer Lage wohl einen Bruchteil und vor allem lernt man sehr schnell junge Leute aus den verschiedensten Teilen der Welt kennen. Und allein das macht so einen Aufenthalt zu einer tollen Erfahrung!

Untertags war dann vor allem Sight-Seeing angesagt, dank der zentralen Lage alles zu Fuß, kreuz und quer durch die Innenstadt. Chinatown, Little Italy, Hafen, usw. usf. Das Wetter war wirklich zT fast sommerlich und durch den riesigen Ontariosee bekommt Toronto das Flair einer Küstenstadt, denn das andere Ufer sieht man hier nicht mehr. Das für mich beeindruckendste an dieser Stadt waren eindeutig die vielen verschiedenen Kulturen, die hier vereint sind. Restaurants gibt es aus allen erdenklichen Ländern, was ich natürlich ausnützen musste. Jamaikanisch, japanisch, malayisch, für viele andere Geschmackserlebnisse ist leider sogar das lange Wochenende zu kurz geworden.




Jedoch auch die Skyline der Stadt ist sehr nett anzuschauen, den besten Blick darauf hat man wohl von den vorgelagerten Inseln, die in wenigen Minuten mit der Fähre erreichbar sind und sich für längeres Herumspazieren anbieten. Oder aber man betrachtet die Stadt aus der Vogelperspektive vom CN Tower aus, was ich am Abend gemacht habe. Der Turm ist immerhin ca. 550m hoch, bis auf 447m kommt man per Aufzug, der Rest besteht dann nur mehr aus einer riesigen Antenne. Auch einen Glasboden gibt es in ca. 340m Höhe, leider schon recht zerkratzt, was den Adrenalinspiegel in Grenzen hält. Dennoch steht man hier fast direkt ueber dem Rogers Centre, dem örtlichen Baseball-Stadion, das vollständig mit einem beweglichen Dach überdeckt ist.

Sonntags stand dann ein Ausflug zu den Niagara Falls am Programm, und zwar per Bus vom Hostel aus. Die wohl bekanntesten Wasserfälle der Welt sind von Toronto aus in einer guten Stunde zu erreichen und sicherlich einen Abstecher wert. Auch hier haben die Kanadier einen Turm gebaut, sehr ähnlich dem CN Tower allerdings deutlich kleiner, was aber für einen schönen Blick auf die Fälle und die Umgebung reicht. Fast noch gigantischer als die Wassermassen, die hier in die Tiefe donnern, sind die Besucherzahlen: je nach Quelle hört man von 12-14Mio Besuchern pro Jahr, das sind etwa 30.000 bis 40.000 pro Tag. Im Durchschnitt! Wenn man bedenkt, dass in der kalten Jahreszeit sicher oft weniger los ist, dann kann man sich denken, was sich hier im Sommer abspielt...


Spätabends, wieder in Toronto, gab es dann die Bestätigung, dass auch die lebendigste Stadt irgendwann müde wird und deren Bewohner keine Party-Maschinen sondern eben nur Menschen sind. Geplant war ein kurzer Abstecher in einen Club, herausgekommen ist ein Spaziergang durch praktisch menschenleere Straßen, die wenige Tage zuvor zu ähnlicher Stunde noch voller Leben waren.

Montag mittags war Dave dann wieder aus London zurück um mich abzuholen und gemeinsam zurück nach Sherbrooke zu fahren. Dabei haben wir etwas östlich von Kingston noch einmal für ein Stück den Highway verlassen, um einen Blick auf eine ebenfalls sehenswerte Region zu werfen: die 1000 îles im St. Lorenz-Strom. Der Fluss ist hier schwer von einem See zu unterscheiden, dürfte noch sehr flach und deshalb extrem breit sein. Jedenfalls gibt es hier unzählige zT kleinste Inseln, die aber teilweie trotzdem bewohnt sind. Manche sind etwa so groß wie ein normaler Garten und es steht dann genau 1 Haus darauf. Der Besitzer hat sozusagen seine eigene Insel, anstatt einer Garage gibt es eben ein Bootshaus und zu Fuß kommt man wohl nur im Winter hin.

So, und nun werde ich diese Kurzfassung von 4 ereignisreichen Tagen beenden und versuchen meine Schlafschulden aufzuholen ;)
Salut,
Gregor
PS: Im Nachhinein, joyeuses Pâques!